Kinder mit einer rheumatischen Erkrankung wie der juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA) haben ein erhöhtes Risiko für Infektionen. Dies kann mit den krankheitsbedingten Entzündungsprozessen im Körper und ein dadurch geschwächtes Immunsystem begründet werden.
Das Infektionsrisiko erhöht sich, wenn immunsuppressive Medikamente wie zum Beispiel Methotrexat (MTX), Cortisonpräparate oder Biologika eingenommen werden. Dabei spielen die Art, Dosis und Anwendungsdauer des eingesetzten Medikaments eine wichtige Rolle. Mit MTX oder Biologika behandelte JIA-Patienten entwickeln nicht häufiger als gesunde Kinder schwere, d.h. zur Hospitalisierung führende Infektionen. Glukokortikoide bergen hingegen das höchste Risiko für Infektionen. Unter Prednisolon-Tagesdosen von 10 mg oder mehr verdreifacht sich das Infektionsrisiko.
Oftmals haben rheumakranke Kinder die Erstimpfungen rechtzeitig erhalten. Aufgrund der Krankheitsentwicklung und -schübe kommt es allerdings vor, dass die Auffrischungsimpfungen nicht zeitgerecht gegeben werden können. Mit den folgenden Empfehlungen möchten wir Eltern und Ärzte unterstützen, zu einem optimalen Impfschutz rheumakranker Kinder beizutragen.
Impfempfehlungen für Kinder mit JIA
PD Dr. K. Minden, F. Speth, H.-I. Huppertz, M. Borte:
Sinnvolle Impfprävention bei Kindern und Jugendlichen mit rheumatischen und muskuloskelettalen Erkrankungen
Zeitschrift für Rheumatologie > Ausgabe 10/2014
Zusammenfassung:
Hintergrund
Kinder und Jugendliche mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen haben ein krankheits- und therapiebedingt erhöhtes Risiko für Infektionen. Dieses Risiko schließt impfpräventable Erkrankungen ein. Impfungen stellen somit eine wichtige infektionspräventive Maßnahme bei diesen Patienten dar. Etwa jedes dritte rheumakranke Kind ist heutzutage aber noch unzureichend geimpft, u. a. wegen bestehender Unsicherheiten bezüglich Wirksamkeit und Verträglichkeit von Impfungen bei diesen Patienten.
Ziel der Arbeit
Dieser Beitrag fasst die vorhandene Evidenz zu Wirksamkeit und Sicherheit von Impfungen bei rheumakranken Kindern und Jugendlichen zusammen und gibt darauf basierende Handlungsempfehlungen.
Ergebnis und Ausblick
In den bisher publizierten über 30 Impfstudien, die nahezu alle im Impfkalender enthaltenen Impfungen einschlossen, wurden knapp 2000 rheumakranke Kinder und Jugendliche untersucht. Das Impfansprechen war in der Regel ausreichend. Hinweise auf relevante Aktivierungen der Grunderkrankung fanden sich nicht. Empfehlungen für den klinischen Alltag können auch im Hinblick auf Daten jenseits der pädiatrischen Rheumatologie gegeben werden, eine abschließende Nutzen-Risiko-Bewertung ist jedoch nicht möglich.