Eine ursächliche Behandlung von Gelenkrheuma bei Kindern und Jugendlichen ist bisher nicht möglich. Die Behandlung orientiert sich an der Form bzw. Schwere der Erkrankung. Sie umfasst medikamentöse, krankengymnastische, physikalische und ergotherapeutische Maßnahmen neben der psychosozialen Betreuung der gesamten Familie. Diese komplexe Behandlung muss im Team bestehend aus Kinder- und Jugendrheumatolog(inn)en, Pflegenden (Kinderkrankenschwestern/-pflegern), Physiotherapeut(inn)en, Ergotherapeut(inn)en, Psycholog(inn)en, Lehrer*innen, Sozialarbeiter(inne)n, Sozialpädagog(inn)en, Orthopädiemechaniker(inne)n und Kolleg(inn)en weiterer Fachdisziplinen gestaltet werden. Setzt die Therapie frühzeitig ein, können in der Regel gute, nicht selten ausgezeichnete Ergebnisse erreicht werden.
Symptome erfolgreich behandeln
Das Ziel der komplexen Therapie besteht in einer vollständigen Wiederherstellung (Remission), erreicht durch eine Unterdrückung der rheumatischen Entzündung, der Vermeidung bleibender Schäden sowie der Förderung einer normalen körperlichen und psychosozialen Entwicklung des betroffenen Kindes bzw. Jugendlichen. Oft muss die Behandlung über einen langen Zeitraum konsequent durchgeführt werden, was mit erheblichen Belastungen für die ganze Familie verbunden ist. Zeitliche Beanspruchungen durch die Therapiemaßnahmen oder notwendige Arztbesuche sowie unerwünschte Medikamentenwirkungen müssen im Alltag bewältigt werden.
Rheumamedikamente von NSAR bis Biologika
Die medikamentöse Behandlung der kindlichen Gelenkerkrankung beinhaltet die Verordnung schmerz- und entzündungslindernder Medikamente (nichtsteroidale Antirheumatika [NSAR]). Bei unzureichendem Therapieerfolg werden zusätzlich Basismedikamente einzeln oder in Kombination eingesetzt (z.B. Methotrexat [MTX], Sulfasalazin [SASP]), die den rheumatischen Entzündungsprozess beeinflussen. Darüber hinaus steht Kortison als starkes entzündungshemmendes Mittel zur Verfügung, das vorzugsweise zur lokalen Behandlung (Gelenkeinspritzungen, Augentropfen), und nur bei sehr schweren Fällen systemisch (Tabletten, Spritzen bzw. Infusionen) Einsatz findet. Die Gelenkinjektionen müssen in einer kindgerechten Form (altersentsprechende Aufklärung und Ablenkung, Narkose – bzw. Schmerzfreiheit) durchgeführt werden. In den letzten Jahren ist die Palette der Rheumamedikamente um sehr wirkungsvolle Substanzen (z.B. Etanercept, Adalimumab) erweitert worden, die gezielt Entzündungsbotenstoffe (Tumor-Nekrose-Faktor [TNF] a) hemmen und damit das Gelenkrheuma bei Kindern und Jugendlichen deutlich bessern können.
Ergänzende Therapien
Neben der medikamentösen Behandlung gilt es, mit individuell angepasster Krankengymnastik, physikalischen Maßnahmen und Ergotherapie Schmerzen, Muskeldysbalancen sowie Bewegungseinschränkungen, Schonhaltungen und Fehlstellungen der Gelenke zu begegnen.
Eine krankheitsangepasste individuelle Physiotherapie nach Diagnosestellung einer juvenilen idiopathischen Arthritis steht im Mittelpunkt der Behandlung zur Vermeidung bzw. Wiederherstellung von eingeschränkten Gelenkfunktionen und -fehlstellungen und ist damit entscheidend für eine Verbesserung der Funktionsfähigkeit. Das Erlernen von Übungsbehandlungen durch die Eltern und die kontinuierliche Behandlung gestörter motorischer Abläufe ist erforderlich. Im akuten Stadium der Arthritis stehen Schmerzlinderung und Muskelentspannung im Vordergrund. Diese erfolgen mit langsamen passiven Bewegen der Gelenke aus der Schonhaltung heraus. Mit Rückgang der Schmerzen verbessert sich auch die Beweglichkeit, so dass bereits im akuten Stadium eine Bewegungserweiterung erreicht wird. Akut entzündete und schmerzhafte Gelenke können mit Kälteanwendungen (Kryotherapie) behandelt werden, lokale Wärmetherapie kann zur Entspannung hypertoner Muskulatur beitragen. Durch eine Teilentlastung der Gelenke mittels Einsatz von Hilfsmitteln wie Laufrad, Dreirad oder Therapieroller wird ebenfalls ein Beitrag zur Schmerzlinderung geleistet. So können sich die Kinder im schmerzfreien Rahmen mit deutlich größerem Aktionsradius bewegen. Neben der Schmerzreduktion ist ein weiteres Behandlungsziel der Physiotherapie die Verbesserung der Gelenkbeweglichkeit durch Gelenkmobilisation und Dehnen verkürzter Strukturen.
Die Ergotherapie ergänzt die krankengymnastische Behandlung, indem sie die erreichten funktionellen Verbesserungen in die Aktivitäten des täglichen Lebens umsetzt und so individuell das Schul-, Berufs- und Freizeitverhalten positiv verändert. Neben dem funktionellen Training kann der Einsatz von Schienen, sogenannten Funktions- und Lagerungsschienen einer Gelenkfehlstellung insbesondere im Handgelenk und den Fingergelenken entgegenwirken.
Schulsport soll sinnvoll unterstützen: Neben der Krankengymnastik spielt auch der Schul- und Freizeitsport eine wichtige Rolle. Die Kinder sollen in die Lage versetzt werden, an allen normalen Tätigkeiten im Alltag teilnehmen zu können. Über die sportliche Betätigung sollen die Gelenke wieder in den gesamten Bewegungsablauf integriert werden. Kinderrheumatolog(inn)en und Therapeut(inn)en müssen gemeinsam mit dem Kind und den Eltern die sportliche Belastbarkeit diskutieren und konkrete Anregungen für den Alltag erarbeiten. Dies gilt auch für die Teilnahme am Schulsport, die aus integrativer Hinsicht für das Kind wünschenswert ist. Gegebenenfalls sollte die Teilnahme schrittweise und die Leistungsbeurteilung ohne Notengebung erfolgen.
Die GKJR-Kommission Bewegung und Sport hat einen Info-Flyer für Eltern, Sportlehrer und Trainer erarbeitet. Dieser soll den Patienten und deren Sportanleitern helfen, richtig und angstfrei Sport zu treiben. Er kann über die Geschäftsstelle (E-Mail: info@gkjr.de) bezogen oder hier heruntergeladen werden.