Beschwerden lindern und Schäden vermeiden
Die Möglichkeiten zur Behandlung der juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA) sind in den letzten 10 bis 15 Jahren erheblich gestiegen. Durch ein konsequentes Anwenden der derzeit verfügbaren Therapieoptionen lässt sich bei der Mehrheit der Betroffenen ein günstiger Verlauf der Krankheit erzielen.
Die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit JIA muss individuell auf die jeweilige Krankheitsform und den Verlauf sowie die persönliche Situation des Kindes und seiner Familie abgestimmt werden. Der Behandlungsplan setzt sich in der Regel aus einer umfassenden Aufklärung der Eltern, Krankengymnastik sowie medikamentöser Therapie zusammen. Daher erfordert er eine enge Kooperation verschiedener Spezialisten wie Kinderärzt(inn)en, kinderärztlichen Rheumatolog(inn)en, Kinderorthopäd(inn)en, Physio- und eventuell Ergotherapeut(inn)en sowie Augenärzt(inn)en.
Die Behandlung verfolgt das Ziel, die Beschwerden zu lindern und Schäden an Gelenken oder Organen zu verhindern. Auf diese Weise soll sie sowohl dem erkrankten Kind als auch seiner Familie ein normales Leben ermöglichen und die Zeit bis zum Verschwinden der Erkrankung überbrücken. Um dieses Ziel zu erreichen, sollte die Therapie direkt nach Diagnosestellung durch den Arzt / die Ärztin begonnen werden.
Medikamente spielen eine wichtige Rolle
Eine zentrale Rolle spielt die medikamentöse Therapie, bei der in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte erzielt werden konnten. Sie erfolgt heute nach einem Stufenplan, der sich für die verschiedenen Subtypen der juvenilen idiopathischen Arthritis unterscheidet. Die eingesetzten Wirkstoffe stammen in der Regel aus der internistischen Rheumatologie und gehören verschiedenen Substanzklassen an. Viele der so genannten Basismedikamente (s.u.) sind auf Grund fehlender Untersuchungen mit Kindern für die juvenile idiopathische Arthritis bisher weder gut erforscht und noch zugelassen. Daher sollte die Behandlung von kinderärztlichen Rheumatolog(inn)en durchgeführt werden, die über entsprechende Erfahrungen verfügen.
Die Therapie beginnt zunächst mit nicht-steroidalen Antirheumatika. Je nach Präparat lindern sie den Schmerz, senken teilweise das Fieber und wirken antientzündlich.
Bei schwereren Verläufen oder unzureichendem Ansprechen werden sie durch Substanzen ergänzt, welche die Entzündung effektiver unterdrücken. Zu ihnen gehören Glukokortikoide, die in der Regel entweder in das Gelenk gespritzt oder als Tabletten eingenommen werden. Hinzu kommen die Basismedikamente, von denen Methotrexat das Mittel der Wahl darstellt. Auch (Hydroxy-)Chloroquin kann zum Einsatz kommen – beide Medikamente sind für die Behandlung der JIA zugelassen. Darüber hinaus werden teilweise Sulfasalazin, Ciclosporin A, Azathioprin und Leflunomid angewendet, die allerdings keine Zulassung für die JIA haben.
Für Kinder, bei denen eine Behandlung mit Methotrexat und/oder anderen langwirksamen Antirheumatika (Basismedikamente) unzureichend anspricht, stehen zudem biologische Therapeutika zur Verfügung. Die ersten Biologika waren gegen den Tumornekrosefaktor-alpha (TNFα) gerichtet. Beim TNFα handelt es sich um ein sogenanntes Zytokin. Zytokine sind hormonähnliche Botenstoffe, die Informationen zwischen den Zellen des Immunsystems vermitteln. Bei der Entstehung der rheumatischen Entzündung spielt das Zytokin TNFα eine wichtige Rolle. Wird die Wirkung von TNFα vermindert, so wird die Entzündungsreaktion schwächer. Bisher sind in der Rheumatologie folgende TNFα-blockierende Medikamente verfügbar: Etanercept (Enbrel®), Adalimumab (Humira®), Infliximab (Remicade®), Golimumab (Simponi®) und Certolizumab (Cimzia®). Neben den TNFα-blockierenden Medikamenten gibt es weitere Biologika für die Behandlung der JIA: Abatacept (Orencia®), Anakinra (Kineret®), Canacinumab (Ilaris®) und Tocilizumab (RoActemra®).
Abhängig von Alter und Untergruppe der JIA sind für Kinder Etanercept, Adalimumab, Abatacept, Canacinumab und Tocilizumab zugelassen.
Zusätzliche therapeutische Angebote
Neben der medikamentösen Behandlung können auch begleitende Therapien hilfreich sein, so etwa die Ergotherapie, Physiotherapie oder physikalische Therapie.